Neueste Fortschritte in MRT-Techniken und der Tumorbiologie haben zu aktualisierten Diagnoseleitlinien verschiedener Leberforschungsverbände für das hepatozelluläre Karzinom (HCC) geführt. Die vorliegende Studie wurde in 11 südkoreanischen Krankenhäusern durchgeführt und vergleicht die diagnostische Leistung von vier Leitlinien sowie die Beurteilung des Befundenden bei der Diagnose von HCC mithilfe eines automatischen Algorithmus bei Hochrisikopatienten.
Die Studie wurde retrospektiv durchgeführt und umfasste 2.237 Patienten mit erhöhtem HCC-Risiko und 2.445 fokalen Leberläsionen (FLLs). Ungefähr 69,3% der FLLs waren HCC und 78,4% der Patienten hatten chronische Hepatitis B. Unter den FLLs waren 31,3% kleiner als 20 mm, wobei 59,1% davon HCC waren.
Fokale Leberläsionen wurden gemäß vier Leitlinien befundet: American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD)/Liver Imaging Reporting and Data System (LI-RADS), Korean Liver Cancer Association–National Cancer Center (KLCA-NCC), European Association for the Study of the Liver (EASL) und Asian Pacific Association for the Study of the Liver (APASL). Die Leitlinien wurden basierend auf ihrer Genauigkeit, Sensitivität, Spezifität, positivem und negativem Vorhersagewert bewertet.
Zwei der Autor:innen arbeiteten mit dem Entwicklungsteam von Mint Medical zusammen, um eine mint Lesion™-Vorlage zu erstellen, die häufige Bildgebungsmerkmale und präzise automatische diagnostische Zuordnungen aus den vier Leitlinien (AASLD/LI-RADS, KLCA-NCC, EASL und APASL) integriert.
„Diese Zusammenarbeit zielte darauf ab, einen nahtlosen automatischen Diagnoseprozess zu implementieren, auf dessen Grundlage ein elektronischer Fallbericht generiert wird“, erklärten sie. „Insgesamt wurden 46 Fragebögen für jede FLL bereitgestellt, die Hauptmerkmale, Targetoid- und Non-Targetoid-LR-M-Merkmale, das Vorhandensein von Tumorgewebe in einer Vene (LR-TIV-Kategorie) und zusätzliche Merkmale behandelten.“
Der Vergleich der diagnostischen Leistung in allen fokalen Läsionen zeigte, dass die Leitlinien der Asian Pacific Association for the Study of the Liver (APASL) mit 89,1% die höchste Sensitivität aufwiesen, gefolgt von denen der Korean Liver Cancer Association–National Cancer Center (KLCA-NCC) mit 78,2%, der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD)/Liver Imaging Reporting and Data System (LI-RADS) mit 70,5% und der European Association for the Study of the Liver (EASL) mit 69,3%. AASLD/LI-RADS wiesen die höchste Spezifität mit 89,6% auf, gefolgt von EASL mit 88,1%, KLCA-NCC mit 84,1% und APASL mit 52,2%.
Bei kleinen FLLs hatte APASL eine höhere Sensitivität (85,0%), während AASLD/LI-RADS die höchste Spezifität (91,6%) aufwiesen. Die Genauigkeit der Diagnose von HCC bei kleinen Läsionen war bei Verwendung der östlichen Leitlinien (APASL und KLCA-NCC) höher im Vergleich zu den westlichen Leitlinien (AASLD/LI-RADS und EASL).
Die diagnostische Leistung wurde auch in Untergruppen mit Zirrhose und mit chronischer Hepatitis B ohne Zirrhose analysiert. Die Untergruppenanalyse zeigte, dass die Leistung der diagnostischen Leitlinien je nach spezifischen Patienteneigenschaften und Tumorgrößen variierte. Die östlichen Leitlinien zeigten eine hohe Sensitivität, während die westlichen Leitlinien in beiden Untergruppen eine hohe Spezifität aufwiesen.
Die Übereinstimmung zwischen den Beobachter:innen bei in der HCC-Diagnostik maßgeblichen bildgebenden Merkmalen variierte, wobei einige Merkmale eine mäßige bis erhebliche Übereinstimmung unter den Radiolog:innen zeigten.
„Durch die Verwendung von vier HCC-Diagnoseleitlinien haben wir bestätigt, dass die östlichen Leitlinien eine hohe Sensitivität und die westlichen Leitlinien eine hohe Spezifität aufwiesen“, schlussfolgerten die Forscher:innen. „Die Leitlinien der Korean Liver Cancer Association–National Cancer Center erreichten die höchste Genauigkeit und die Leitlinien der American Association for the Study of Liver Diseases/Liver Imaging Reporting and Data System wiesen das höchste diagnostische Chancenverhältnis (Odds Ratio) auf.“
Die Studie hebt die Stärken und Schwächen jeder Richtlinie hervor, betont die Bedeutung maßgeschneiderter Diagnoseansätze und das Potenzial menschlicher Expertise, um die diagnostische Genauigkeit zu verbessern.
Lesen Sie die Originalveröffentlichung hier.
Yoon, JH, Kim YK, Kim JW et al. Comparison of Four Diagnostic Guidelines for Hepatocellular Carcinoma Using Gadoxetic Acid–enhanced Liver MRI, Radiology 2024.