Bild von Dr. Madelaine Hettler während Interview zu RACOON-SAGA: Interdisziplinäres Projekt nutzt MRT-Parameter (ADC) und klinische Daten für bessere Therapieentscheidungen bei Sarkomen.

RACOON SAGA: Interdisziplinäre Forschung für bessere Therapieentscheidungen bei Sarkomen

Sarkome zählen zu den seltenen Tumoren und stellen Medizin und Forschung vor besondere Herausforderungen. Ihre Heterogenität erschwert die präzise Diagnostik, was direkte Auswirkungen auf die Therapieentscheidungen hat.

Genau hier setzt das Projekt RACOON SAGA an, das im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin durchgeführt wird. Ziel ist es, die prätherapeutische Charakterisierung von Weichgewebesarkomen mithilfe von Bildgebung und klinischen Daten zu verbessern.

Kurz gesagt soll das RACOON SAGA Projekt die prätherapeutische Charakterisierung von Weichgewebesarkomen verbessern.

Wir haben mit Dr. Madelaine Hettler, Ärztin am Sarkomzentrum der Universitätsmedizin Mannheim gesprochen, die gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Jakob das RACOON-SAGA-Projekt im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) leitet.

Was genau ist RACOON SAGA?

SAGA steht für Cooperation of Clinical and Radiology Sarcoma Experts at RACOON Sites to Improve the Pretreatment Assessment Grading and Multimodal Treatment Allocation in Patients with Rare Cancers.

Kurz gesagt geht es darum, die prätherapeutische Charakterisierung von Weichgewebesarkomen zu verbessern. Da Therapieentscheidungen bei Sarkomen immer interdisziplinär getroffen werden, ist RACOON-SAGA ebenfalls als interdisziplinäres Projekt angelegt. Chirurgie und Radiologie arbeiten hier eng zusammen, um die Diagnostik von Weichgewebesarkomen zu optimieren.

Im Projekt soll untersucht werden, wie sich funktionelle MRT-Daten – insbesondere der sogenannte ADC (Apparent Diffusion Coefficient) aus der diffusionsgewichteten MRT-Bildgebung – mit dem Grading korrelieren lassen. Erste Studien zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse. Eine dieser Studien haben wir selber durchgeführt, die nun als Basis dient, um mit einer größeren Fallzahl belastbare Ergebnisse zu erzielen.

Was genau sind Sarkome?

Sarkome sind seltene Tumoren. Am Sarkomzentrum in Mannheim liegt der Fokus vor allem auf Weichgewebesarkomen, die prinzipiell in jedem Alter und an jeder Körperregion auftreten können. Am häufigsten finden sich diese Tumoren an den Extremitäten, mit Erkrankungsgipfel im höheren Erwachsenenalter.

Für Sarkome stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Diese reichen von Operationen (Chirurgie) über Strahlentherapie bis hin zur Chemotherapie. Welche Behandlung in welcher Reihenfolge eingesetzt wird, hängt entscheidend von der prätherapeutischen Charakterisierung und dem Grading des Tumors ab.

Was macht SAGA so wichtig für die medizinische Forschung?

Der Goldstandard für die Charakterisierung von Sarkomen ist aktuell die Biopsie, deren histopathologische Auswertung das Grading liefert. Dieses Grading ist die Grundlage für Therapieentscheidungen. Das Problem: Sarkome sind oft sehr groß und in sich sehr heterogen. Eine Biopsie bildet daher nicht immer den gesamten Tumor repräsentativ ab. Das Ziel von SAGA ist daher, das Grading und die Einschätzung der Tumore vor einer Therapieentscheidung durch Hinzunahme radiologischer Informationen noch zu verbessern.

Wie ist die SAGA Studie aufgebaut?

RACOON SAGA führen wir mit Hilfe eines Templates durch. Das heißt, wir sammeln MRT Bilder und annotieren sie mit verschiedenen Parametern. Parallel erheben wir klinische und prognostische Daten der Patient:innen, etwa Tumor- und Patientencharakteristik, Therapien sowie prognostische Faktoren wie Metastasen oder Mortalität.

Welche Herausforderungen müssen in der Studie überwunden werden?

Die größte Herausforderung bei Projekten mit Weichgewebesarkomen ist ihre Seltenheit. Es stehen nur wenige Fälle zur Verfügung, die zudem nicht immer die benötigte funktionelle MRT-Bildgebung verfügbar. Der große Vorteil von RACOON und dem Netzwerk Universitätsmedizin ist daher die Möglichkeit, Bild- und Falldaten aus ganz Deutschland zusammenzuführen. So können ausreichend viele Fälle gesammelt werden, um statistisch belastbare Aussagen zu treffen.

Was ist das Ziel von RACOON SAGA?

Ziel des Projekt soll es sein, die prätherapeutische Charakterisierung der Weichgewebesarkome zu verbessern, um so eine passendere Therapieentscheidung zu ermöglichen. Ein häufiges Problem ist das sogenannte Undergrading: Kleine Biopsien erfassen nicht immer die volle Tumorheterogenität. Die Radiologie bietet hier einen klaren Vorteil, da sie den gesamten Tumor abbilden kann.

Wir freuen uns über alle Standorte, die sich an dem Projekt beteiligen, damit wir möglichst viele Bilddaten und klinische Daten sammeln können, um das Projekt mit einer ausreichenden Fallzahl auswerten zu können.

Dr. Madelaine Hettler über RACOON SAGA
Schauen Sie sich das komplette Interview über RACOON SAGA auf YouTube an

Das Gespräch mit Dr. Hettler zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit und strukturierte Datenerhebung für die Sarkomforschung sind. Mit Projekten wie RACOON SAGA können Bildgebung und klinische Daten enger verknüpft werden, um die Diagnostik und Therapieentscheidung bei seltenen Tumoren zu verbessern.

Wir danken Dr. Hettler für die spannenden Einblicke und wünschen dem Projekt weiterhin viel Erfolg.

 

Dr. med. Madelaine Hettler ist Ärztin in Weiterbildung an der Chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim und koordiniert gemeinsam mit Prof. Dr. med. Jens Jakob das RACOON-SAGA-Projekt.  Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde sie 2024 mit dem Forschungsförderpreis der Deutschen Sarkom-Stiftung ausgezeichnet. Bei Fragen zum RACOON-SAGA-Projekt, erreichen Sie das Team unter sarkomchirurgie@umm.de.

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