In einer aktuellen Studie [1] untersuchten Forscher des Universitätsklinikums München (LMU) die Rolle der Tumorwachstumsrate (TGR) bei der Vorhersage der Wirksamkeit einer chimären Antigenrezeptor-T-Zelltherapie (CAR-T) bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Non-Hodgkin-Lymphom.
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der TGR-Dynamik vor und nach der Behandlung und den Behandlungsergebnissen der Patienten. Die Forscher führten eine Single-Center-Studie mit 59 Patienten mit verschiedenen Lymphom-Subtypen durch, die sich zwischen Januar 2019 und Juni 2022 einer CD19-spezifischen CAR-T-Therapie unterzogen. Die Studie nutzte Bildgebungsdaten, einschließlich Computertomographie (CT) und 18F-Fluordesoxyglucose (18F-FDG)-Positronenemissionstomographie (PET)/CT, um die Tumorlast und TGR zu verschiedenen Zeitpunkten zu beurteilen.
mint Lesion™ wurde zur Durchführung aller Bildgebungsanalysen verwendet, einschließlich der Messung der Summe des Produkts der Durchmesser (SPD) von bis zu sechs Zielläsionen (TL) auf der Grundlage der Lugano-Klassifikation zu den Zeitpunkten vor der Baseline (pre-BL), der Baseline (BL) und der ersten Follow-Up Untersuchung (FU1), um die Tumorlast (TB) zu bestimmen. Für die 18F-FDG-PET/CT-Bildgebung wurde der Deauville-Score berechnet, um das metabolische Ansprechen zu bewerten, wobei ein Score von 1-3 einem vollständigen metabolischen Ansprechen gemäß der Lugano-Kriterien entspricht. Darüber hinaus unterstützte die Softwarelösung die Messung der Milzgröße, wobei eine Splenomegalie als eine vertikale Länge von mehr als 13,0 cm definiert wurde. Die Bewertung des Ansprechens bei der 30-Tage-FU1-CT basierte auf den Lugano-Kriterien und klassifizierte das Ansprechen als komplette Remission (8 Patienten, 13,6 %), partielle Remission (25 Patienten, 42,4 %), stabile Erkrankung (15 Patienten, 25,4 %) und Tumorprogression (11 Patienten, 18,6 %).
Patienten mit Tumorprogression (PD) wurden auf der Basis der Veränderungen der Tumorwachstumsrate (TGR) von vor der BL bis nach der BL in zwei Untergruppen eingeteilt. Von den 11 PD-Patienten zeigten 7 (64 %) einen Anstieg der TGR (PD TGRpre-to-post-BL INCR), während 4 (36 %) einen Rückgang der TGR (PD TGRpre-to-post-BL DECR) aufwiesen. Das Gesamtüberleben (OS) der Patienten in der Gruppe PD TGRpre-to-post-BL DECR war vergleichbar mit dem von Patienten, deren Erkrankung als stabil eingestuft wurde (SD). Im Gegensatz dazu wiesen die Patienten in der Gruppe PD TGRpre-to-post-BL INCR ein signifikant kürzeres OS auf (65 Tage gegenüber 471 Tagen, p<0,001).
Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der TGR-Dynamik für die Vorhersage der Erfolgsaussichten für Patienten, insbesondere für diejenigen, die nach den herkömmlichen Lugano-Kriterien als Patienten mit progredienter Erkrankung eingestuft werden. Die Studie legt nahe, dass eine Einbeziehung der TGR in der Erhebung der Ansprechkriterien die frühzeitige Vorhersage des Ansprechens und Überlebens der Patienten verbessern könnte.
Diese Studie liefert wertvolle Einblicke in das Potenzial der TGR als neuartiger prognostischer Imaging Biomarker im Rahmen der CAR-T-Therapie bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Non-Hodgkin-Lymphom. Die Studie räumt allerdings ihre Grenzen ein, wie z. B. die Tatsache, dass sie an einem einzigen Prüfzentrum durchgeführt wurde und die Stichprobe relativ klein ist, was die Notwendigkeit größerer prospektiver Studien zur Validierung der Ergebnisse unterstreicht. Die Ergebnisse regen dazu an, den Nutzen von TGR als Biomarker für ein frühes Ansprechen und seinen potenziellen Nutzen für die Vorhersage der Behandlungsergebnisse weiter zu untersuchen.
[1] Winkelmann M, Blumenberg V, Rejeski K, et al Modification of Lugano criteria by pre-infusion tumor kinetics improves early survival prediction for patients with lymphoma under chimeric antigen receptor T-cell therapy. Journal for ImmunoTherapy of Cancer 2023