6 Jahre Mint am Universitätsspital Basel - Interview mit PD Dr. Heye

Seit Ende 2011 ist mint Lesion™ am Universitätsspital in Basel im Einsatz – zuerst als reines Tool für klinische Studien, mittlerweile als das Standardinstrument für die gesamte onkologische Radiologie auch in der klinischen Routine. Wir haben mit PD Dr. Tobias Heye über seine Erfahrungen mit Mint, die Veränderungen, welche die Nutzung der Software mit sich gebracht hat, und seine Wünsche für die Zukunft gesprochen.

Als Sie sich in Basel Ende 2011 dazu entschieden, mint Lesion™ einzusetzen, welche Erwartungen haben Sie damals in das Produkt gesteckt? Welchen Problemen und Herausforderungen sollte mit der Nutzung der Software begegnet werden?

Im Jahr 2011 war ich noch nicht am Universitätsspital Basel tätig, sodass ich mich hier gerne der Aussagen von Herrn Prof. Bongartz bedienen möchte. So fiel die Entscheidung für mint Lesion™ damals aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist es so, dass Tumorverlaufskontrollen ohne strukturierte Befundung extrem mühsam und fehlerträchtig sind. Die Demonstration der radiologischen Ergebnisse im interdisziplinären Kontext ist zudem auf eine standardisierte Dokumentation angewiesen. Hier setzt mint Lesion™ an, denn im Gegensatz zu einem normalen radiologischen PACS bietet die Software genau diese Möglichkeit der strukturierten Befundung und daraus resultierend einen klar strukturierten und nachvollziehbaren Befundbericht. Mint setzt allerdings auch an einer weiteren Stelle an, denn eine weitere Herausforderung für die Radiologen ist die Tatsache, dass das Regelwerk der Tumor-Follow-up-Kontrollen (RECIST etc.) sehr komplex ist und Erfahrung und Aufmerksamkeit erfordert. In einem Ausbildungsbetrieb wie dem unseren ist es wichtig, diese Regeln unmittelbar in die Befundungsoberfläche integriert zu haben, um Fehler zu vermeiden und eine Konstanz in der Beurteilung zu gewährleisten, auch wenn die einzelnen Zeitpunkte des Follow-up von unterschiedlichen Radiologen erstellt werden. All das ist mit mint Lesion™ möglich.

Wie wird mint Lesion™ seitdem in Basel eingesetzt und wie lange hat es gedauert, bis es sich als weiteres Befundungsinstrument etabliert hat?

Mint wurde zunächst für einzelne onkologische Studien in der Verlaufskontrolle eingesetzt. Seit etwas mehr als zwei Jahren wird aber die gesamte onkologische Bildgebung mittels Mint befundet. Hier gibt es keine Ausnahmen, Mint ist der Befundungsstandard in der Onkologie. Mittlerweile nutzen wir die Software auch für die Zweitbefundung externer Bilddaten.

Was ist für Sie persönlich der Hauptnutzen an Mint? Was hat sich durch den Einsatz von Mint in Basel am meisten verändert?

Die strukturierte Befundung nach internationalen onkologischen Standards ist wesentlich, um in der Kommunikation mit onkologischen Zuweisern eine adäquate Qualität zu liefern. Dies wird in Mint mit den integrierten Befundungsprofilen hervorragend unterstützt. In Zeiten von Patienten mit bis zu drei oder vier Tumoren in der Vorgeschichte, Dritt- oder Viertlinientherapie ist es zudem wichtig, den Überblick über den Krankheitsverlauf zu behalten. Die grafische Darstellung der Tumorverläufe hilft hierbei enorm im eigenen Verständnis und in der Kommunikation mit der Onkologie. Die klaren Qualitätsstandards in der onkologischen Befundung sowie die Möglichkeit der nachvollziehbaren Beurteilung der Tumorverläufe sind also definitiv die größten Veränderungen, die der Einsatz von mint Lesion™ mit sich gebracht hat. Mint ist für uns zu einem Primärsystem in der radiologisch-onkologischen Befundung geworden.

Wo würden Sie mint Lesion™ über den heutigen Anwendungsbereich hinaus zukünftig gerne einsetzen und welche Anforderungen ergeben sich daraus?

Für die Zukunft wünschen wir uns die Möglichkeit der kontinuierlichen Abbildung des gesamten Ablaufes vom initialen Staging bis zur Verlaufsbeurteilung in einer Applikation, unter Beibehaltung der Historie der Tumorinformationen (prä-/posttherapeutisches Staging etc.). Zusätzlich wäre die Einbindung und Integration klinischer Entscheidungsabläufe wie z.B. von Tumorboard-Entscheiden und Laborparametern notwendig, um mint Lesion™ als ganzheitliche onkologische Plattform einzusetzen. Aus unserer Sicht wäre außerdem eine Analysefunktion der zugrundeliegenden erfassten Daten notwendig, um Muster in der Tumorpräsentation und z.B. Metastasierung erforschen zu können. Wünschenswert wäre auch die Angabe von Wahrscheinlichkeiten bzw. eine Prädiktion basierend auf den verfügbaren Daten, um so eine Prognose abzugeben und Metastasierungswege abzuschätzen. Zu guter Letzt wäre die automatische Segmentierung und Detektion von Läsionen zur Unterstützung der Auswertung, inklusive der Angabe der totalen Tumorlast, ein wahrhaftiger Quantensprung in der Weiterentwicklung von mint Lesion™.

Ähnliche Inhalte

Ähnliche Inhalte

Ein Arzt schaut sich einen CT Scan in mint Lesion™ an

Software-gestützte CT-Auswertung übertrifft manuelle Methoden in onkologischer Studie

Eine kürzlich am UKE Hamburg durchgeführte Studie vergleicht die manuelle und softwaregestützte Auswertung von CT-Untersuchungen nach iRECIST (immune…

Ein Diagramm welches zeigt, dass die Befundungszeiten mit mint Lesion™ bei beiden Follow-ups signifikant sinken

UKE Hamburg: Studie zeigt, dass softwaregestützte Auswertungen die Beurteilung nach iRECIST verbessern

Ziel dieser Studie [1] war es, die Praktikabilität und Zuverlässigkeit der manuellen und softwaregestützten Auswertung von CT-Untersuchungen nach…

Ein Bild von Prof. Dr. Thorsten Persigehl neben einem Zitat über die Bedeutung von mint Lesion™ für radCIO

Herausforderungen und Chancen des Aufbaus einer umfangreichen onkologischen Bildgebungsdatenbank

In einem exklusiven Interview mit Prof. Dr. Thorsten Persigehl, einem führenden Experten für onkologische Bildgebung, sprachen wir über das…